Wäre es in der heutigen Zeit, vielleicht doch sinnvoll wieder einen kleinen Vorrat an einem naturbelassenen Salz im "Hause" zu haben?
Salz als Geld zählt zum Natural- bzw. Nutzgeld und taucht schon in verschiedenen voneinander unabhängigen Frühkulturen auf. Römische Legionäre bekamen zusätzlich zu ihrem Sold eine Ration Salz
als Lohn, das "salarium". Davon leitet sich die Bezeichnung "Salär" (frz. salaire) für Lohn und Gehalt von Soldaten und Beamte ab, der sich bis heute erhalten hat. Salz war als Nahrungsmittel und
zur Haltbarmachung (z.B. für Fische) lebensnotwendig und auch als Genussmittel zum Würzen sehr beliebt und darum auch ein begehrtes Handelsgut. Salzlager sind unregelmäßig über die Erde verteilt,
sodass das kostbare Gut, von den reichen Salzstädten ausgehend, über weite Salzstraßen zu Lande und zu Wasser gehandelt wurde. In der Regel verteuerte sich das Handelsgut in dem Maße, wie weit
das Gebiet vom Zentrum der Salzgewinnung entfernt war, sodass man in abgelegenen Gebieten "gesalzene Preise" in Kauf nehmen musste. Über den reinen Tauschwert hinaus wurde Salzgeld als
Zahlungsmittel in Neuguinea, Birma, Borneo, Südchina, Tibet und bei einer Reihe von afrikanischen Völkern in Äthiopien, Angola, Mali, Zaire und Guinea verwendet. In mittelalterlicher Zeit soll in
manchen Gebieten Afrikas Salz mit Gold im Verhältnis 1:1 getauscht worden sein.
Schon vor der Zeitenwende wurde das kostbare Mineral an der Schwarzmeerküste aus Salzwasser gewonnen und gegen Erzeugnisse aus dem Hinterland getauscht. Der ausgedehnte Salzhandel um das
Mittelmeer geht auf die Phönizier zurück, ein altorientalisches Handels- und Seefahrervolk im südöstlichen Mittelmeerraum, das zwischen 1200 und 900 v.Chr. den Fernhandel bestimmte und den
Salzhandel bis nach England und an die Ostsee ausdehnte. Die Solequelle bei Bad Salzungen soll schon vor ca. zwei Jahrtausenden Anlass zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen
Römern und Germanen gewesen sein. Im Mittelalter wurde das überwiegend aus den Salinen von Lüneburg, Halle und Bad Reichenhall stammende Salz über Lübeck in den gesamten Ostseeraum
verhandelt. Durch den Salzhandel entstand ein Netz von wichtigen Salzstraßen, die von Norwegen bis an die Donau (Wien) und von Böhmen und Polen bis an den Rhein (Köln) reichten.
Nach spärlichen Dokumenten soll Salz in China schon im 7. Jh. v.Chr. als Zahlungsmittel benutzt worden sein. Marco Polo berichtete im 13. Jh. n.Chr. im Zusammenhang mit seiner Reise ins
südchinesische Grenzgebiet Yunnan über die Herstellung von "Salzmünzen": Sie sollen aus einer bestimmten Solemenge zu Salzbrei eingedampft, zu kleinen Kuchen getrocknet, am Feuer gehärtet und von
kaiserlichen Beamten "geprägt" worden sein. Sechzig solcher Salzstücke sollen 10 g Feingold entsprochen haben, in schwer zugänglichen Bergregionen stieg ihr Wert auf das Doppelte. In Tibet sollen
zu dieser Zeit Salzklumpen von ca. 250 g als Zahlungsmittel genutzt worden sein. Noch bis ins 20. Jh. waren im südchinesischen Grenzgebiet Salzkuchen als Tauschmittel für Lebensmittel und
Trägerlohn in Gebrauch.
Als traditionelles Zahlungsmittel erreichte Salzbarrengeld bei einer Reihe von Stämmen in Afrika größere Bedeutung, besonders das Amoli aus Äthiopien und das
Mangul aus dem Königreich Bornu (heute Nigeria). Auch in anderen afrikanischen Gebieten wurden Salzklumpen in verschiedenen Formen und zu regional und saisonal schwankenden
Werten als Klein- oder Großgeld zur Bezahlung des Brautpreises, im Sklavenhandel und zu anderen Zwecken genutzt.